LOO,KIRILE :: LULLABIES FOR HUSBANDS

LOO,KIRILE - LULLABIES FOR HUSBANDS
Interpret LOO,KIRILE
Titel LULLABIES FOR HUSBANDS
Format CD
Bestell- Nr. 91062
Veröffentlicht 01/2006
 
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Die vorliegende CD pr?sentiert estnische Volkslieder, deren Darbietung stark von der Pers?nlichkeit der estnischen S?ngerin KIRILE LOO gepr?gt ist. Der Ursprung dieser Lieder k?nnte Jahrtausende zur?ckliegen. Diese ?ltesten primitiven Melodien stammen von den sprachverwandten Lappen und Samen ab und werden "Joiks" genannt. Sie umfassen jeweils nur einige Noten und W?rter. Im Laufe der Zeit entwickelte sich diese Grundform weiter zu einer Art "Runen-Blues", wie Kirile es nennt.

Beschw?rungen und Zauberspr?che haben ihre Wurzeln im archaischen Liedgut. In fr?heren Zeiten glaubte jeder an die ihm innewohnenden magischen Kr?fte, und wer ein gr??eres Ma? von ihnen besa?, wurde f?r eine Hexe, einen Zauberer oder Schamanen gehalten. Diese "Weisen" waren zumeist ?ltere Menschen mit gro?er Erfahrung, was die Wirkung der von ihnen angewandten Zauberspr?che betraf. Zauberspr?che wurden ?berall, vor allem aber in der Heilung von Krankheiten eingesetzt.

KIRILE LOO, "die Runenhexe", wie sie sich selbst zuweilen betitelt, hat viele Jahre in den W?ldern Nordestlands bei ihrer Gro?mutter zugebracht. Ohne Strom, Telefon und Medien hat sie sich dort ihre f?nf Sinne au?ergew?hnlich sensibilisieren k?nnen. Die den sog. Hexen zugeschriebenen metaphysischen F?higkeiten bezeichnet sie als nat?rliche weibliche Kr?fte, die von den Frauen nur sensibilisiert werden m?ssten. Der Titel "Lullabies For Husbands" l??t der Phantasie in diesem Zusammenhang durchaus freien Lauf. Ihr bodenst?ndiger und zugleich mystischer Gesang vermittelt uns zweifelsohne besondere Vibrationen.

Kirile hat in der Hauptstadt Estlands, in Tallinn, Musik, Gesang und die Geschichte ihrer Volksmusik studiert. Jazz, Blues und Country stehen aber ebenfalls auf ihrer Repertoireliste. Der estnische Geiger und Komponist Tiit Kikas legt mit seinen zeitgem??en Arrangements sicher ein au?ergew?hnliches Werk der noch jungen Worldbeat-Szene Estlands vor. Vergleiche mit Bj?rk oder Mari Boine sind verst?ndlich, aber zugleich ?berfl?ssig.

Kirile Loo und die altestnischen Runenlieder
Zusatz -Informationen zu "Lullabies For Husbands" (Erdenklang 91062)

Die estnischen Volkslieder unterteilen sich in Runenlieder (estnisch "regilaulud") und gereimte Lieder. W?hrend die erstgenannten der alten ostseefinnischen Musikkultur entstammen, spiegeln letztere einen gesamteurop?ischen Musikstil vergleichsweise sp?ter Epoche wieder. "Saatus-Fate" und Kirile Loos neueste CD, "Lullabies for Husbands", basieren auf ersteren.

Runenlieder repr?sentieren die ?lteste und origin?rste Schicht estnischer Volksmusik. Ihre Wiege findet sich vor dem Beginn unserer Zeitrechnung bei den ostseefinnischen V?lkern um den finnischen Meerbusen. Ihnen liegt ein achtf??iges Versma? mit quantitierendem Metrum zugrunde. Im Vortrag kann diese Grundform, je nach Silbenzahl des Textes, in Verbindung mit
musikalschen Modifikationen in einem freieren rezitierenden Metrum
realisiert werden. Zu den charakteristischen Merkmalen der Runenverse geh?ren die Alliteration, Parallelismus sowie ein metaphernreicher lyrischer Sprachgebrauch mit h?ufigen Wiederholungen. Die Metaphern dienen nicht nur der poetischen Ausmalung; sie gr?nden zudem in alten mythologischen Vorstellungen und Bildern. So, zum Beispiel, die Lieder #1, #3, #6 und #11 auf "Lullabies for Husbands".

Obwohl die Worte wohl den wichtigsten Bestandteil der Runenlieder ausmachen, sind die Runen-Melodien von ebenso gro?em ?sthetischen Interesse. Ihre urspr?nglichen Tonarten mit offenen Intervallen, spezifischem Rhythmus, phantasievollen Variationen und der "magischen Wiederholung" der Hauptmelodie wurden von estnischen Komponisten wie Eduard Tubin und Veljo
Tormis aufgegriffen. In lebendiger Musiktradition stehen Runenlieder
heutzutage lediglich auf der Insel Kihnu und bei den Setu im S?dosten Estlands.

Die ?lteste Form der Runenverse findet sich in den einreihigen Melodien in Nord-Estland. Eigener Rhythmus und besondere Melodief?hrung sind charakteristisch f?r die Schaukellieder (#3).

Die Volkslieder der Setu sind ein Ph?nomen f?r sich. Die Mundart der Setu geh?rt zum S?destnischen, wo die direkte Nachbarschaft mit dem Lettischen auch Gemeinsamkeiten in der Tradition der Volksdichtung hervorgebracht hat.
So finden sich in ihren Liedern zwar die wesentlichsten Merkmale der Runenlieder wieder, doch zeichnen sie sich durch eine Reihe eigenst?ndiger Merkmale aus. So wird der achtsilbige Runenversma? von vielen zus?tzlichen W?rtern und Silben, von Wortwiederholungen, Refrains usw. unterbrochen. Die Polyphonie und der spezifische Rhythmus der Setu-Musik finden jedoch in
Estland nicht Ihresgleichen und k?nnen weder bei den angrenzenden Russen noch bei den entfernter lebenden Letten gefunden werden. Die au?ergew?hnlich reiche und vielf?ltige Liedertradition der Setu zeigt sich in den Titeln #1 und #6.

1. Wortherkunft
Die ?bersetzung des estn. "regilaul" mit "Runenlied" ist im (national-) romantischen Sprachgebrauch sp?testens seit Anfang des Jahrhunderts ?blich. Neutraler, aber auch umst?ndlicher, ist die ?bersetzung als "altes estnisches alliterierendes Volkslied". Eine vorschnelle Gleichsetzung mit der altgermanisch-keltischen Runenschrift, den "Runen", sollte jedoch unbedingt vermieden werden. F?r wahrscheinlich halte ich die inhaltliche Bedeutungsverschiebung aus der popul?rwissen-schaftlichen Besch?ftigung mit dem finnischen Volkslied, wo 'runo' allgemein 'Gedicht, Dichtung, Gesang, Lied', zuletzt aber auch 'Rune' bedeutet.

2. Entstehung
Die Entstehung der regilaulud ist umstritten, liegt jedoch wohl im 1. Jt. vor Beginn unserer Zeitrechnung. Die in letzter Zeit herrschende
Forschungsmeinung sieht den Anfang ihrer Entwicklung im Aufeinandertreffen altbaltischer und ostseefinnischer Volkslieder im Raum um den finnischen Meerbusen. Dies w?rde die klassische Form der regilaulud in Finnland und NordWest-Estland gegen?ber den Schwundstufen im Osten und S?den des ostseefinnischen Siedlungsgebietes erkl?ren.

3. Struktur
W?hrend Alliteration und Parallelismus auf die ostseefinnischen Vorg?nger der Runenlieder zur?ckzugehen scheinen, soll die feste achtsilbige, quantitierende Versform, der je zwei Dipoden bildende vief??ige Troch?us, auf baltisches Vorbild zur?ckgehen. Die angef?hrte Runenform findet sich auch bei anderen Gattungen der Volksdichtung, wie in Sprichw?rtern und R?tseln. Ebenso ist der reiche Gebrauch an Wortwiederholungen, Metaphern und Assonanz typisch. Die Melodien der ?lteren regilaulud sind einzeilig, die j?ngeren zweizeilig.

4. Inhalt und Gesangspraxis
Die Gesangspraxis der Runenlieder ist vielf?ltig und reicht von einzeln gesungenen Liedern bis hin zu Gruppenliedern mit Vors?nger/n. Besonders vielf?ltig ist die Typenbildung in S?destland, wo unter baltischem Einflu? die Variationsgr??e auch h?her ist, z.B. durch Hinzuf?gung von Refrains. Nach Tedre sind die regilaulud inhaltlich und von der Art des Vortrags her eindeutig Frauenlieder. M?nner sind lediglich begehrte, gescholtene, geneckte, betrauerte etc. Randfiguren. (Vielleicht wird jetzt der Titel verst?ndlicher: Schlaflieder f?r Ehegatten...) Epische Inhalte finden sich selten, lyrische Beschreibungen typischer Frauenschicksale stehen im Vordergrund. (Handlungsrahmen bilden Haus und Hof, Familie, Kosmologie, Religion und Gebr?uche) Gro?en Einflu? auf die regilaulud haben Klagelieder und Beschw?rungen gehabt. Mit der statisch b?uerlichen Lebenswelt verschwanden auch die regilaulud zunehmend im 19. Jahrhundert.
(? Ulrike Plath)

(Quelle: ?lo Tedre; Rahvalaulud, in: Ants Viires, Elle Vunder (Hg.); Eesti rahvakultuur, Tallinn 1998, S. 548-558. Igor T?nrist; Laulmine, in: ebd., S.459-461. Beide geh?ren zu den f?hrenden Forschern der estnischen Volksmusik)

Titlellisting :: Hörproben

GOD KNOWS [JUMMAL TIID]   [8.29]
HEALING SPELL [HAIGUSTE SONAD]   [6.04]
SWING SONG [KIIGELAUL]   [2.59]
LET'S FIND SHELTER [HEIDAME ÖÖMAJALE]   [4.08]
I DO NOT PLEASE MEN [EI TEE MEESTE MEELT MÖÖDA   [5.15]
DEAR MAIDS, YOUNG ONES [NEIOKOSO, NOOREKOSO]   [2.52]
WHEN SHALL WE GET TOGETHER [MILLAL MEIE ÜHTE SAAME   [5.40]
TO MY SLANDERER [LAIMAJALE]   [3.48]
ALONE [ÜKSI]   [6.40]
POWER OF SONG [LAULU VOIM]   [3.28]
SLEEP-BOYS [UNESULASED]   [4.16]
RUNIC BLUES   [5.30]
LULLABY   [1.30]
 
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